Sonntag, 17. Mai 2009

Der Pate II (XBox360) - Test

Nach langem Warten habe ich endlich "Der Pate II" von EA für XBox 360 bekommen. Was lange währt, wird endlich gut - oder vielleicht auch nicht!? Die letzten beiden Sonntage habe ich mich mal für ein paar Stündchen an das Game gehockt und ein wenig rumexperimentiert. Da ich für meinen Teil die "Der Pate" Filme extrem gut finde, habe ich auch hohe Erwartungen an das Spiel. Könnte sich vielleicht zum Nachteil für selbiges herausstellen. Zur Zeit habe ich den Großteil der Story durch und habe mir ein paar Matches online geliefert, weshalb ich hier schon mal ein kleines Fazit wage.

Aussehen ist alles!?
Der Anfang wird mit einem Charakter Editor Namens MobFace gemacht, der sehr viele Modifizierungsmöglichkeiten vor allem für den Kopf, bzw. das Gesicht bietet. Allein an so Sachen kann man ja schon Stunden verlieren. Alternativ nimmt man einfach einen Zufallscharakter und steigt sofort ein. Ich hab natürlich mal alle Punkte ausprobiert und muß sagen, es ist ein sehr starker Editor. Definitiv schon mal ein Pluspunkt! Negativ, man kann sich keinen eigenen Namen geben. Später hab ich dann gesehen, dass die Story dahingehend schon vorgefertigt ist. Ansonsten könnten auch die gesprochenen Dialoge im Spiel nicht dargestellt werden... logisch! Also im nahhinein nur ein halber Negativpunkt.

Storytechnisch orientiert sich das Spiel an dem Film "Der Pate II", so werden immer wieder Szenen in Spielgrafik aus dem Film genommen und mit der alternativen Erzählstruktur im Spiel verwoben. Die Neuinszenierung von bekannten Szenen ist dann doch ein wenig gewöhnungsbedürftig, vor allem für Fans der Filme und Nicht-Kenner des ersten Der Pate Spiels. Im aktuellen Teil übernimmt man die Rolle von Dominic (Corleone), der Aufpasser von Aldo Trapani, seines Zeichens Hauptcharakter des ersten Spiels, ist. Die Ziele sind ganz einfach, Übernahme der Familiengeschäfte in New York, Florida und Kuba, das Auslöschen der verfeindeten Familien in den jeweiligen Regionen und das Amt als neuer Don seiner eigenen Familie.

Geschäfte des Dons
Apropos Don, die neue Don-Ansicht macht auch einen guten Eindruck. Man sieht die jeweilige Region von oben und kann ganz gut rein zoomen. In der Übersicht hat man alle Geschäfte/Kartelle und kann diesen dort Wachen zuteilen oder seinen "Gemachten" Leuten (die Familienmitglieder mit Status Soldat, Capo oder Capo Decina) Aufträge erteilen. Die Aufträge teilen sich eigentlich nur in Gebäude sprengen, übernehmen oder verteidigen ein, wobei dies jedoch eine nette taktische Komponente darstellt. Falls man von einer gegnerischen Familie angegriffen wird (oder selbst angreift), wird dies durch Schusseffekte (optisch & akustisch) an den Gebäuden dargestellt. Wenn man dann hineinzoomt wird auch die Art und Anzahl der Angreifer dargestellt. Das Praktische daran ist, dass man sich nicht unbedingt selbst um die Eroberung kümmern muss und so Luft hat um die gegnerischen Capos zu beseitigen oder Gefälligkeiten wie "Polizei zurückpfeifen" zu organisieren. Leider sind die Jungs bei weiten nicht so effektiv wie man selbst, weshalb es schon mal eine halbe Ewigkeit dauern kann bis schließlich eine Erfolgsmeldung folgt. So lange sie mit einem Auftrag beschäftigt sind, kann man sie leider auch nicht für andere Aufgaben abziehen. Ausnahme davon bildet das reine Bewachen, welches ja nicht aktiv stattfindet und so den Normalzustand darstellt. Aus diesem heraus kann man die Männer recht einfach den Aufgaben zuteilen.

Wie weiter oben schon erwähnt, gibt es immer wieder Szenen in Spielgrafik, die wichtige Storyabschnitte darstellen. Um einen Einblick zu geben, beschreibe ich mal kurz die Anfangsequenz, die dann ins interaktive und in die Story eingebettete Tutorial mündet (Screenshots sind aktuell bei mir nicht möglich, hoffe aber, das ich das bald ändern kann).
Man sieht die Geburtstagsszene von Hyman Roth auf Kuba aus dem zweiten Film. Die Köpfe der großen Familien sind dort zusammen gekommen, um die Insel unter sich aufzuteilen. Als Ideengeber (und Strippenzieher) wird Roth natürlich ein gewisser Vorrang gegenüber den anderen haben und seine Anteile nach seinem Rückzug an Michael Corleone abtreten. Erste Neuerung in der Szene ist die Anwesenheit von Aldo Trapani, den wir im Film nicht kennen, aber im ersten Spiel ja der Protagonist war. Zu dem sieht man dort auch schon sein zukünftiges Alter Ego Dominic. Nach der bekannten Sequenz soll man mit Michael sprechen, der einem aufträgt ein paar Dinge für den Folgetag mit Aldo zu klären.
Wie man sieht, es sind immer nur kurze Sequenzen, die verändert dargestellt werden. Manchmal wirkt es schon ein wenig grob aufgesetzt und ist echt Geschmackssache ob es einem Gefällt.

Steuerung: Familien-Kampf, Fahrzeug-Krampf
Steuerungtechnisch ist an dem Spiel wenig auszusetzen. Die 3rd-Person-Perspektive gibt einen guten Überblick, die Kamerasteuerung reagiert meistens fix. Nur auf freien Plätzen oder großen hallen, wo einem von allen Seiten die Kugeln um die Ohren pfeifen und bei den Treppenaufstiegen verliert man schon mal ein wenig den Überblick. An manchen Stellen reagiert die Kamera ein wenig träge, so dass man die Gegner nicht so schnell ins Blickfeld bekommt. Große Ausnahme bei der anständigen Steuerung bilden aber die Fahrzeuge. Sie lassen sich nur sehr schwammig steuern und Unfälle bei schnellen Verfolgungsjagden mit der Polizei sind damit nur recht schwer zu umgehen. Außerdem läßt sich oft nur schwer die Geschwindigkeit ausmachen. Das hätten die Entwickler schon ein wenig besser machen können. Ein wenig mehr Zeit für eine besser Abstimmung, hätte wahrscheinlich schon geholfen. Schließlich geht es bei anderen Spielen ja auch. Dafür gelingt die Waffenauswahl schnell und intuitiv, linke Schultertaste drücken und man zückt seine Waffe, gedrückthalten und man kann mit dem linken Analogstick eine andere Waffe auswählen. Zur Auswahl stehen Pistole, Magnum Revolver, Maschinengewehr, Schrotflinte und Scharfschützengewehr, die es dann noch in drei freischaltbaren Stufen gibt. Das Digitalkreuz gibt einem dann noch die Auswahl zwischen explosiven Wurfgeschossen oder man klickt sich damit durch alle verfügbaren Waffen. Mit der linken unteren Schultertaste visiert man den nächsten Gegner an, was bei manchen Gegnermassen aber auch genauso schnell mal nach hinten los gehen kann. Im Multiplayermodus ist diese Funktion abgeschaltet, aber zu diesem später mehr.

Obwohl die allermeisten Familienkämpfe mit Schusswaffen vollzogen werden, gibt es noch ein relativ großes Arsenal an Nahkampfmanövern und -waffen. Angefangen mit den blanken Fäusten geht es über Billard Queue, Polizeischlagstock, Brechstange bis zum altbekannten Baseballschläger. Zu dem kann man sich auch eine herumstehen Flasche schnappen und diese als Wurfwaffe einsetzen. Dabei fällt dann doch die teils extreme Brutalität des Spiels auf. Thema "Exekutionen", hiervon gibt es eine Unzahl von Möglichkeiten, die so im normalen Spielverlauf eigentlich nicht nötig wären, aber jederzeit möglich sind. Gut, wie man sich das vorstellt, gehört Brutalität zur Gangsterszene, aber dies hätte man auch anders einbinden können. Vor allem wird eine Art Strichliste darüber geführt, wie oft man schon welche Art von Exekution angewendet hat und einer der Gamerscore Erfolge besteht darin alle Arten min. einmal an Gegnern eingesetzt zu haben.

Trotz dessen fährt das Spiel den Spaßfaktor nach oben, wenn ein Familienkrieg seinem Ende entgegen geht. Das Ende lautet zwar immer Angriff auf die Villa des Gegners, aber dort geht es richtig rund. Die Gebäude sind natürlich eine Festung und gespickt mit Wachen. Ziel ist schließlich der Tod des gegnerischen Don. Wenn man die Gegner außer Gefecht gesetzt hat und der Don nicht mehr ist, folgt nur noch die Sprengung der Villa. Unter Zeitdruck heißt es nun noch aus dem Gebäude hinaus zu kommen und den Erfolg mit einer schicken Explosion zu genießen. Damit ist die Familie Geschichte und das "Häuschen" geht ein den eigenen Besitz über. In den Herrenhäusern findet man normalerweise auch eine der nächst höherstufigen Waffen.

Freiheiten und Kniffe
Grafisch ist das Spiel nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Die Texturen wirken alle nicht so richtig scharf und könnten einfach ein wenig höher aufgelöst sein, die Polygon-Modelle und Bewegungen könnten alle einen Ticken schöner aussehen. Die Bewegungsfreiheit geht in Ordnung. In den Städten gibt es viel zu erkunden, man kann die Dächer als auch die Hinterhöfe unsicher machen und entdeckt so kleine Waffenlager mit ein wenig Geld. Außerdem findet man nur so, abseits der eigenen Geschäfte, die richtig guten Leute zum Anheuern. Performancetechnisch kann man auch nicht meckern. Slowdowns bleiben aus, was aber auch sicherlich dadurch erkauft wird, dass das Leben in den Städten nicht komplett berechnet wird. So werden Passanten, Fahrzeuge oder die Polizei gerne in den größeren Wirkungsbereich "hinein gepoppt", so dass man z.B. mit dem Scharfschützengewehr, oft weiter sieht, als die Darstellung reicht.
In Kuba ist mir aufgefallen, wie mitten auf der Straße zig Polizisten aus der Luft heraus generiert wurden und so der Strom der Gesetzeshüter auf der Jagd nach meinen Leuten nicht abreißt, egal wie viele schon erschossen wurden. Bei schnellen Autofahrten denkt man, man hat freie Fahrt und plötzlich poppen mehrere entgegenkommende Fahrzeuge auf. Besonders toll, wenn man nach einem Bankraub, durch so was in einen Unfall gerät, keine freie "Gefälligkeit" mehr hat, der Wagen quasi Totalschaden erleidet und ein einziger Schuss die Karre zur Explosion bringt. Dann heißt es ab ins Krankenhaus und die erbeutete Kohle ist futsch, da sie erst im Versteck oder in der Familienvilla zum eigenen Guthaben hinzugefügt wird.

Online-Party
Der Multiplayermodus ist fix aus dem Menü erreichbar. Entweder man sucht ein Spiel, nimmt den Direkteinstieg über "Schnelles Spiel" oder man eröffnet selbst eins. Konfigurierbar sind die Art der möglichen Spielfiguren (Normal, bis Capo oder gar Don können erlaubt werden), Karte und Spielart. Auf den verschiedenen Karten sind das klassische Team-Deathmatch, "Sprengattacke" was eine Art Capture-The-Flag ist, "Feuerteufel" in dem man durch Brandstiftung Punkte und Multiplikatoren bekommt und zu guter letzt "Safeknacker" eine Variante des King-Of-The-Hill Systems. Die Online Partien sind in Ordnung und mit bis zu 16 Leuten ist auch gut Action angesagt. Probleme gab es nur mit häufigen Verbindungsabbrüchen, was augenscheinlich an der wohl eher schlechten Verbindung lag. Fast alle Spiele die ich bisher Online bestreiten konnte, liefen auf Hosts von Spielern aus UK. Deutsche Spieler konnte ich noch recht wenige ausmachen, was recht schade ist.
Da ich für Shooter, egal ob 1st oder 3rd-Person, auf Konsole eigentlich nicht zu haben bin, fehlen mir auf der XBox ein wenig die Online-Vergleichsmöglichkeiten. Ich würde aber trotzdem sagen, dass es einen soliden Aufbau hat und die Spielvarianten für eine gewisse Zeit richtig Spaß machen. Sicherlich gibt es in diesem Bereich bessere Spiele, aber wohl eher wenige im gleichen Szenario.

Fazit
Der Pate II ist insgesamt ein anständiges Spiel mit guten Ansätzen und einige Schwächen. Der streckenweise überzogene Brutalitätsgrad wäre eigentlich nicht nötig und stattdessen hätten die Entwickler lieber die Grafikengine und das Fahrmodell der Wagen weiterentwickeln sollen. Es wirkt alles in allen wie ein schlechteres GTA IV, hat aber das für mich persönlich bessere Setting als Pluspunkt aufzuführen. Die neue Don-Ansicht hat klare Vorteile im Spiel und macht das ganze ein wenig übersichtlicher. Leider wurde verpasst die Charakterentwicklung noch ein wenig zu erweitern. Die Vorteile der Aufstufung der eigenen Familienmitglieder hält sich leider in Grenzen (eine neue Fähigkeit, mehr Lebensenergie), da könnte man mehr draus machen, wie z.B. weitere Steigerung der Eigenschaften (Zielsicherheit, etc.).
Die Synchronisation läßt zu wünschen übrig, was nicht unbedingt an den Sprechern selbst liegt. Das Problem ist nur, dass kein italienisches Flair bei den Familien aufkommt und selbst in New York ein Großteil der Passanten mit spanischen Akzent und Ausdrücken auftritt. Was in Florida und Kuba sicherlich positiv ist, fällt am Anfang des Spiels doch negativ auf. Hinzu kommt, dass sich sehr viele Leute sehr gleich anhören und und die Phrasen sich recht bald schwer am Wiederholen sind. Es fehlt insgesamt an Sprachfarbe und Variationen der Sprecher. So macht sich nach gewisser Zeit ein Wegdrück-Zwang der Standarddialoge breit. Leider klappt das nicht und man muss sich den jeweiligen Dialogbeginn immer komplett anhören. Störend wirkt auch das Starten des Spiels, da es immer ein sehr lange dauert bis man endlich loslegen kann. Die Anfangssequenz bis zum Titelbildschirm kann man erst recht spät überspringen und nachdem man Start gedrückt hat, kommt einem erstmal ein Infobildschirm nach dem Anderen (gesamt ca. 5-6) bis es endlich losgeht. So gehen dann schon mal gefühlte 5 Minuten ins Land, wobei es effektiv eher im Bereich der 60 Sekunden liegt.
Der Multiplayer Modus ist solide, auf das Spiel gut abgestimmt und macht längere Zeit Spaß. Die Verbindungstabilität könnte insgesamt ein wenig besser sein, da in Deutschland noch ein wenig Mangel an Mitspielern herrscht. Für Freunde des ersten Spiels und der Filme lohnt sich ein Blick, alle andere sollten eher darauf warten, dass der Preis auf Budget Niveau fällt, bevor es in die engere Wahl kommt. Für Gamerscorejäger ist das Spiel von Vorteil, da man recht schnell mal 500-700 Punkte ohne großen Aufwand bekommen kann. Die Jagdinsitnkte können schon über ein Wochenende befriedigt werden. Die Spielzeit geht in Ordnung, für schnelle Spieler reichen sicherlich 10 Stunden aus. Wer alles erleben will und viel auf Entdeckungstour geht kommt eher an die 20-25 Stunden ran.
Auch wenn ich hier recht viel negatives aufgetürmt habe, es macht totzdem Spaß als Mafia Don durch die Straßen zu ziehen und die Familie aufzubauen. Das Setting hat einfach seine Vorteile und das ist für mich ein recht wichtiger Vorteil für dieses Spiel.

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