Freitag, 13. März 2009

Der Amoklauf von Winnenden und Spiele in den Medien - Teil 2

Was nützen die härtesten Gesetze, wenn sie nicht kontrolliert werden?!? Ansatzpunkt wäre doch die Kontrolle dieser nachhaltig zu verbessern. Weniger bringt es etwas Sicherheit an Schulen in Form von Polizei, Security und/oder Metalldetektoren vorzugaukeln. Ein normaler Polizist wäre mit einem Amoklauf überfordert, da ihm die entsprechende Ausbildung für solche Situationen fehlt. Security kann sicherlich auch nicht einen umfassenden Schutz bieten und ich denke, die würden die gleichen Probleme wie Polizisten bekommen. Es sind doch sehr viele Faktoren über einen längeren Zeitraum, die jemanden dazu bringen schlussendlich so auszurasten. Spiele sind mit Sicherheit ein Teil des Ganzen, aber auch bestimmt nicht der Hauptgrund. Warum also diese Stigmatisierung. Im endeffekt drückt sich dadurch nur die Unwissenheit, Angst und vielleicht auch Ohnmacht der "älteren" Generation aus. Geschichtlich gesehen geschieht dies doch immer wieder. Nehmen wir uns doch mal die Zeit der Aufklärung vor. Als die Leiden des jungen Werther veröffentlich wurde stieg damals die Zahl der Selbstmorde an und heute ist es deutsches Kulturgut. Oder schauen wir uns die Geschichte der Filme an, die genauso von einem Teil der Gesellschaft für viele Dinge verantwortlich gemacht wurden. Vor kurzem habe ich noch einen O-Ton eines Radiomoderators zum Auftritt der Beatles 1966 in Essen. Was von ihm über die Band und ihren Fans gesagt wurde, war auch nicht gerade positiv. Rock Musik im gesamten wurde genauso diffamiert und heutzutage sind es "Goldies" und gute Musik. Man überlege mal, was passiert wäre wenn damals eine BPjS die Alben und Singles der Beatles oder Rolling Stones allesamt auf den Index gestellt hätte. Klar heißt es hier wieder man kann dies nicht vergleichen und ich sage DOCH! Denn was ist allen gemein? Sie sind zu ihrer Zeit Jugendkultur gewesen. Gegenargument: Gewalt in Spielen... Antwort: Tagesschau, Bildzeitung, viele viele Bücher, Texte und Theatherstücke die nicht minder von Gewalt handeln. Gewalt ist halt ein Teil des Menschen, seiner Entwicklung und seiner Gesellschaft. Es ist doch gar nicht soo lange her, dass die Ansicht geherrscht hatte Ruhm und Ehre für sich, Volk und Vaterland im Krieg zu finden. Ergebniss: Erster Weltkrieg. Da diese Einstellung aber nicht aus den Köpfen zu bekommen war, konnte so ein kleiner, brauner, Kampfzwoggel aus Östereich den Zweiten Weltkrieg anzettelnm, um sein geknicktes Ego zu streicheln. Es war doch auch sowas wie ein langgezogener, an Intensität zunehmender, geplanter und seines Gleichen suchender Amoklauf. Als Mensch muss man also den Umgang mit Gewalt lernen, da man leider viel zu oft darauf trifft. Ansonsten besteht doch auch wiederum die Gefahr daran zu zerbrechen.

Zurück zum aktuellen Thema, es heißt doch immer von allen Seiten, Kinder sind unsere Zukunft. Aber dafür getan wird eindeutig zu wenig. Wie kann es denn sein, dass Schulgebäude zerfallen oder mit Schimmel zu kämpfen haben, veraltete und kaputte Arbeitsgeräte nicht ausgetauscht werden können oder Computertechnik aus "Vorzeiten" nicht ausgetauscht und erneuert werden können, wenn doch die Kinder die Zukunft sind?!
Wie soll sich ein Lehrer richtig um die Schüler kümmern und auf sie eingehen, wenn die Klassen mit meist weit mehr als 30 Schülern überfüllt sind und in zu kleine Räume gefercht werden?!
Wie kann es sein das wir das europäische Schlusslicht sind, was das Verhältnis Schüler pro Schulpsychologen betrifft, wenn doch Kinder unsere Zukunft sind?!?!
Wenn ich mir meine alte Schule anschaue, war das ein Vorzeigeprojekt was soziale Kompetenz angeht. Wir hatten mindestens eine Schulpsychologin, die gleichzeitig Lehrerin war und immer mindestens 3 Vertrauenslehrer, denen man auch Dinge anvertrauen konnte die sie für sich behalten haben. Es wurde auf Teamwork innerhalb der Klassen und den Klassenzusammenhalt geachtet. Man hatte 2 Tutoren für eine Klasse. Es war alles vorbildlich, bis dann die finanziellen Kürzungen auch diese Schule trafen. Weniger Lehrer für die gleiche Arbeit, etc., etc. Ende vom Lied ist, die sozial kompetenten Lehrer sind von der Schule weg oder aber melden sich nicht mehr freiwillig für solche Posten und weitergehende Aktionen, da sie schlichtweg überfordert sind. Die Politiker und ein teil der Gesellschaft sollte sich eingestehen, wir brauchen einfach mehr Mittel für die Bildung, Förderung und Unterstützung der Jugend. Kinder sind doch schließlich unsere Zukunft!!!

Nächster Punkt, die Famillie. Warum schieben leider zu viele Eltern die Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder auf die Schule ab?! Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umgeblickt hatte, lag es oft daran, dass ihre Eltern entweder vollzeit Doppelverdiener sein mussten um überhaupt überlebensfähig zu sein, sie einfach die Karriere vor die Familie gestellt haben oder einfach mit der Erziehung eines oder mehrerer Kinder schlichtweg überfordert waren. An dieser Entwicklung ist doch die Gesellschaft mit Schuld, die ständig nur den höheren Gewinnen hinterherhechelt und ständig neue Rekorde bei den Umsätzen fordert. Ebenso wie die Politik die dies natürlich gerne unterstützt, da sie ja meist auch nicht schlecht dabei wegkommt. Die Unternehmen die nur noch nackte Zahlen, Tabellen und Kursschwankungen sehen und ihre Mitarbeiter in Produktivposten oder Kosten einteilt.

Anstatt also die härtesten Gesetze noch härter zumachen (gerne gerufen von den populistischen Politikern, die mal wieder ihre Chance sehen Medienpräsenz zu bekommen), ohne die effektive Möglichkeit deren Einhaltung auch zu kontrollieren, sollte man doch eher positive Punkte fördern. Wenn man die Familie stärkt, den Eltern die überfordert sind Hilfe gibt und den Arbeitnehmern mehr Flexibilität in ihrer zeitlichen Planung gibt, bringt das doch nicht nur den Einzelnen weiter sondern hilft der Entwicklung der gesamten Gesellschaft. Ein zufriedener Arbeitnehmer ist doch produktiver als einer, der sich jeden Morgen zur Arbeit quält.

Waffen zum Selbstschutz legalisieren oder bewaffnetes Personal an Schulen zu postieren, wie es von verschiedenen Seiten gefordert wird, bedeutet doch nur noch mehr Gefahr. Das Aggressionpotenzial wird gesteigert und angst geschürt, bestes Beispiel dafür sind doch die USA. Ich glaube in keinem anderen Land der Welt gibt es mehr legale Waffen in privater Hand als in den USA. Diese Waffenverliebheit und das ständige Pochen auf dem Recht aus längst vergangener Zeit auf Waffenbesitz für jeden Bürger, ist doch schon seit langer Zeit vollkommen überholt. Mehr Waffen ist nicht gleich mehr Schutz! Wenn dem so wäre, dann müssten die USA doch das sicherste Land der Welt sein und Verbrechen müsste ein Fremdwort sein. Ist es denn so? Nach meinem Kenntnissstand nicht.

Mir bereitet es eher Kopfzerbrechen wenn ich die Verantwortungslosigkeit vieler Menschen sehe und das Queerbeet durch alle Bereiche des Lebens. Aber das geht leider einher mit der Scheinheiligkeit auf die man immer wieder überall und zu jeder Zeit treffen kann. Ausmerzen wird man das leider nicht. Die menschliche Gesellschaft entwickelt sich zwar weiter, aber sie macht, wie die Geschichte zeigt, immer wieder die gleichen Fehler.

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass alle Betroffenen dieser schlimmen Tat mein tiefstes bedauern haben und ich hoffe, dass es ihnen gelingt sich irgendwann von der Trauer zu lösen.

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